Einzelausstellung, Kunsthalle Palazzo (2022)


                                                 Ausstellungsrundgang
Die Ausstellung im Herbst 2022 in der Kunsthalle Palazzo widmete sich der Künstlerin Sonja Feldmeier. Sie arbeitet mit Medien wie Malerei, Skulptur, Video und Audio und verbindet diese unterschiedlichen Zugänge zu komplexen installativen Arbeiten. Zahlreiche Reisen haben Sonja Feldmeier in die unterschiedlichsten Gegenden der Welt geführt. Diese auch abenteuerlichen Erlebnisse haben immer wieder zu neuer Inspiration und neuen Arbeiten geführt. Dabei entwickelt sie Werkgruppen, die stetig wachsen und ergänzt werden. Die Ausstellung in der Kunsthalle Palazzo widmet sich dem Werkkomplex „Based on a True Story“, der sich in jahrelanger Beschäftigung entwickelt hat und nun erstmals in seiner Gesamtheit gezeigt wird. Basis dafür waren Videoaufnahmen, welche während einer Reise in Indien entstanden sind. Über mehrere Tage dokumentierte Sonja Feldmeier die Fällung eines monumentalen heiligen Baumes, der dem Bau einer Pilgerstrasse weichen musste. Dabei ist ein intimes Porträt der lokalen Arbeiter und dieses aussergewöhnlichen Fällungsprozesses mit rudimentären Mitteln entstanden. Von diesen Aufnahmen und von synästhetischen Erfahrungen ausgehend entstanden in den folgenden Jahren farbkräftige Bilder wie auch Skulpturen, die in direktem Bezug zum Film stehen. Viele Werke wurden speziell für diese Ausstellung kreiert.
2021 | Einzelausstellung Kunsthalle Vebikus






Auf dem Boden liegt ein gigantischer Anker an einem dicken Tau, von fern erinnert er an einen Knochen. Das Tau führt nach oben, es schlingt sich um die Stahlträger der Deckenkonstruktion und wird auf diesem Weg immer dünner, wird zum Seil, zur Schnur. Zuletzt ist es fast nur noch ein Faden, an dem drei weisse Ballone befestigt sind. Der schwere Anker hält nur etwas Luft, ein hauchzartes Nichts – auch hier ein frappanter visueller Widerspruch: Das grosse Versprechen von materiellem Halt, der sich am Ende ins Nichts verflüchtigt. 

Wo sind wir hier überhaupt? Befinden wir uns auf dem Unterdeck eines Schiffs? Die Wendeltreppe, die nach oben führt, ist kostümiert wie eine Variététänzerin, behängt mit glitzerndem Flitter. Eine schillernde Einladung: Hier geht’s lang zu Party, lucky you! Doch sind wir überhaupt eingeladen? Oder ist die Party womöglich schon vorbei? In der Ambivalenz des Zwischenraums stellt Sonja Feldmeier existenzielle Fragen, auf die es keine eindeutigen Antworten gibt. (Sibylle Ryser)

2020 | Serie von Objekten 



Ausstellungen
2018 Auswahl 18 Aargauer Kunsthaus, Aarau
2018 34. KANTONALE JAHRESAUSSTELLUNG, Kunstmuseum Solothurn, Solothurn
2018 Songlines, M54, Basel

2020 | Skulptur 


In der Kirche Nossa Dona zeigt Feldmeier Coming Home, eine Arbeit aus der Werkgruppe Home from Home, in der sie ambivalente Aspekte des Themas Heimat untersucht. Coming Home ist, wie die Schwesterarbeit Breaking Home, eine überdimensionierte, mit genügend Lungenvolumen aber grundsätzlich spielbare Flöte. Die Flöte wurde aus einem Baumstamm gefertigt, der mitsamt seinem Wurzelwerk ausgerissen wurde. Der Stamm endet in einem Mundstück. Zwischen Mundstück und Wurzeln sind die Rindenplättchen partiell mit pinkfarbener Forstmarkierung bemalt. Um das Mundstück dominiert die Farbe, sie nimmt aber gegen die Wurzeln hin graduell ab. Die  leuchtende Farbe betont die Wucht der zwei gegensätzlichen Kräfte, die sich im Werk gegenüberstehen: Das Ausreissen des Baumes signalisiert eine rohe Gewalt, wie sie beispielsweise in der Natur anzutreffen ist. Die Be- und Umarbeitung des Naturmaterials ‹Baum› zur Flöte hingegen deutet auf menschliches Tun und die Tatsache, dass sich der Mensch die Natur aneignet, um sich ein Zuhause oder eine Heimat einzurichten. Denn: Heimat ist nicht nur fix vorgegeben, sondern kann auch hergestellt werden, indem Menschen sich an einem Ort einrichten und ihn mit Erfahrungen anfüllen. Gleichwohl gelingt diese Herstellung von Heimat nur unter günstigen Bedingungen – dass Heimat auch eine gewaltsame Komponente zukommt, wird dann deutlich, wenn es Menschen verwehrt wird, sich eine Heimat neu oder wieder anzueignen. Die im Raum schwebenden Wurzeln verdichten dies paradigmatisch: Die Entwurzelung suggeriert zwar Heimatlosigkeit, trotzdem behält der Baum zumindest theoretisch die Möglichkeit, wieder irgendwo Wurzeln zu schlagen – und sei es in der Luft. (Sarah Wiesendanger)




Ausstellungen
2020 Biennale Bregaglia, Nossa Dona
2020 36. Kantonale Jahresausstellung | Kunstmuseum Solothurn

2020 | Skulptur


Beim Eintreten in den sonst verschlossenen Raum im Baseltor erwartet die Besucher*innen ein Baum, der mitsamt des Wurzelwerks waagrecht im Raum montiert ist. Der ausgehöhlte und verzierte Baum wird mit Löchern versehen zu einer Flöte.

Die Künstlerin lässt eine Fichte so aus dem Boden lösen, dass das Wurzelwerk weitgehend unversehrt bleibt. Der Baum wird ausgehöhlt und wie eine Flöte mit Löchern versehen. Durch Schnitzereien entstehen einerseits fein ausgearbeitete Partien, andererseits bleibt der Stamm an gewissen Stellen roh. Diese Baumskulptur wird inmitten des Innenraumes des Baseltors auf Metallständer gesetzt. Damit transformiert die Künstlerin den Baum zu einem irritierenden Objekt zwischen Flöte und Rammbock. (Anna Bürkli)

Ausstellungen
2020 Zart 2020, Solothurn 

2019/20 | Audio-Installation als Pausengong für die Schulanlage Looren, Zürich (Witikon)



Mit ihrem Beitrag «Kaleidophon» installiert Sonja Feldmeier für die Schulanlage Looren eine Klangskulptur als Pausensignal. Zu Anfang und Ende der Pausen wird das gesamte Schulareal in eine räumlich erfahrbare Klangwelt verwandelt. Dafür werden die Bauten sowohl als Instrumente wie auch als Reflexions- und Resonanzkörper eingesetzt. Zeitlich und räumlich versetzt, erschallen auf dem Areal verschiedene Klangintervalle, welche die Schüler in die Pause herausrufen und danach mit einer flügelschlagartigen Bewegung nach innen begleiten.

In der Schaffung des Kompositionskonzepts arbeitete die Künstlerin mit dem Komponisten und Sounddesigner Vojislav Anicic zusammen. In zwei Projektwochen wurden gemeinsam mit interessierten Schülerinnen, Schülern und Lehrpersonen Klänge des alltäglichen Schulbetriebs gesammelt und aufgenommen. Bleistiftspitzen, in Büchern blättern, Ballspiele, Schreibgeräusche oder Turnschuhgetrampel wurden im Tonstudio zu Rhythmen zusammengefügt und mit Klängen und Melodien unterlegt, die von Profimusikern und -musikerinnen gespielt wurden. 
(Katharina Dunst)




2020 | Film (25 Minuten)

Alleine unterwegs auf einer Reise in Nordindien erlebt Sonja Feldmeier eine spektakuläre Baumfällung: Ein uralter, heiliger PEEPUL TREE wird von sieben Holzfällern mit Handsägen und Äxten zerlegt. Über mehrere Tage hinweg filmt sie die Vorgänge mit ihrer Kamera. Sie ist mitten im Geschehen, jedoch ohne die Möglichkeit sprachlicher Verständigung. Aus diesem subjektiven Erleben heraus entwickelt sie Audioporträts, die jedem Baumfäller eine individuelle musikalische Präsenz im Film verleihen.



>> Link publication "based on a true story"

Festivals
Vienna Shorts 2020, International competition, Welt Premiere, 2020
Delhi Shorts International Film Festival 2020, International competition and Indian Premiere (Special Mention)
Stuttgarter Filmwinter – Festival for Expanded Media, International competition 2020, Team-Work-Award 2021 ex-aequo
Festival du Film court en Plein air de Grenoble, International competition, 2020
Festival du Nouveau Cinéma de Montréal, Alchimistes competition, 2020
Tamil Nadu Film Festival, International competition, 2020
BOGOSHORTS, Collections Competition 2020
Festival International du Court Métrage de Clermont-Ferrand, International competition, 2020
Tokyo International Short Film Festival, International competition, 2021
OFF – Odense International Film Festival, 2021
Dharamshala International Film Festival (DIFF), 2021
Belo Horizonte International Short Film Festival, 2021

Technical Details
Genre Essayistic Documentary
Duration 25 Min 13 Sec
Language No Dialogs
Image Digital Video, DCP
Sound 5.1 Mix
Country, Year Switzerland, 2020

Crew
Director, Camera, Sound Sonja Feldmeier
Editing Sonja Feldmeier, Thomas Isler
Music, Sounddesign VOYA, Sonja Feldmeier
Rerecording Sound Mix VOYA
Producer, artistic consultant Stella Händler








2016-2022 | Serie von grossformatigenBildern, Audiokompositionen


Mit der Bildserie The Peepul präsentiert Sonja Feldmeier neue, eigenwillige Bildfindungen. In unbestimmten Räumen hinterlassen biomorphe Figura­tionen neonfarbige Spuren; vor flimmernden Sternhaufen funkeln Glutkerne, gefasst von ornamentalen Nerven bündeln. Die grossformatigen Bilder begegnen uns als autonome Werke. Darüber hinaus sind sie Teil eines Werkkomplexes, zu dem auch der Kurzfilm The Peepul Tree gehört. 

Hintergrund des inhaltlich und medial weit verzweigten Werkkomplexes ist Sonja Feldmeiers Reise in den Himalaya. In der nordindischen Stadt Haridwar wird sie Zeugin einer spektakulären Baumfällung. Die Künstlerin bleibt  eine Woche vor Ort, nimmt das fremde, befremdliche Geschehen mit der Videokamera auf. Sie ist alleine unterwegs, eine sprachliche Kommunikation mit den Baumfällern ist nicht möglich. Mit diesem Material arbeitet Sonja Feldmeier zunächst an einer filmischen Umsetzung. Als Echo auf die Situation und ihre Erfahrungen vor Ort kreiert sie gemeinsam mit dem Filmkompo­nisten Vojislav Anicic Soundporträts aller Akteure des Geschehens und verleiht ihnen so eine nichtsprachliche, individuelle Präsenz. 

In der Dunkelkammer des künstlerischen Prozesses entwickelt und verzweigt sich die Arbeit an The Peepul Tree ins Dreidimensionale und Malerische.  Erstmals nutzt Sonja Feldmeier ihre synästhetische Wahrnehmung als direkte Ressource für ihre künstlerische Arbeit. Die Künstlerin widmet sich intensiv dem farbräumlichen Widerhall, den ein Gegenüber in ihr weckt. In der Konzen­tration auf den fluiden, flüchtigen Charakter des synästhetischen Eindrucks entwickelt sie visuelle «Porträts» der Protagonisten des Geschehens. Mit The Peepul entstehen gleichsam «Innenansichten» der Protagonisten von The Peepul Tree. So findet Sonja Feldmeier adäquate Formen für ein Erleben, in dem sich innere und äussere Bilder überblenden. (Sibylle Ryser)

>> Links The Peepul Tree, Kompositionen (audio):
1. Iltab
2. Bablu
3. Pinstripe
>> Link film The Peepul Tree
>> Link publication "based on a true story"
>> Link Article Kunstbulletin

Ausstellung
2019/20 The Peepul, John Schmid Projects

Funken Flunkern, 2015
Kunst-und Bau Projekt, Jugendzentrum Werkk, Um- und Neubau der Alten Schmiede, Baden


«Natürlich gab es eine Uniform. Alle trugen sie jede Menge Goldschmuck und Halstücher, entweder um die Stirn oder um ein Arm- oder Beingelenk gebunden. Ihre Hosen waren so riesig, dass sie fast drin versanken, das linke Hosenbein immer aus unerklärlichen Gründen bis zum Knie hochgerollt; auch die Turnschuhe waren spektakulär, die Zungen so lang, dass sie den ganzen Knöchel verdeckten; ohne Baseballkappen lief gar nichts, tief gezogen und wie festgewachsen, und alles, alles war Nike TM. Wo auch immer die fünf auftauchten, hinterliessen sie den Eindruck eines gigantischen Nike-Emblems, einer Manifestation von Markenidentität.» (Aus: Zadie Smith, Zähne zeigen, ISBN-13 978-3-426-62141-7, S. 277)

Seit jeher vollführen Jugendliche ein schon fast akrobatisch anmutendes Spiel zwischen Abgrenzungs- und Zugehörigkeitsbemühungen. Als wirksames Mittel spielen dabei Logos, Labels und Signete eine wichtige Rolle. Ein beträchtlicher Teil dieser Zeichenkreationen ist von der Vielfalt der Tierwelt inspiriert, so etwa die Logos von Mammut, La Coste oder Puma. 

Bei meiner Recherche für dieses Projekt interessierten mich die populären Bildwelten der Jugendkulturen aus der Erbauerzeit der Alten Schmiede. Eine der wichtigsten ästhetischen und weltanschaulichen Bewegungen zu Beginn des 20. Jh. schrieb sich die «Jugend» auf die Fahnen: der Jugendstil suchte die Verbindung von Kunst und Populärkultur. In dieser Bildwelt stiess ich häufig auf Schmetterlingsdarstellungen. Ein Tier, das Wandlung und Metamorphose symbolisiert und mit Jugend assoziiert wurde. Weit über diese tradierten Bedeutungen hinaus erscheinen mir Schmetterlinge als passendes «Totemtier» für die Jugend:
Mit ihrer schillernden Schönheit, den leuchtenden Farben und signalhaften Zeichnungen verfolgen sie
Strategien der Tarnung, Mimikry und Abschreckung, die der Verteidigung ihrer fragilen Konstitution dienen.

Auf dem Turm-Neubau funkeln zwei farbig schillernde, runde Zeichen. Dabei bin ich von Musterungen der Schmetterlingsflügel ausgegangen, deren Augenzeichnungen durch Imitation ein grösseres Tier vortäuschen und der Irritation dienen. In abstrahierter Form und starker Vergrösserung sollen solch funkelnde «Augen» ein weithin sichtbares, geheimnisvolles und Identität stiftendes Wahrzeichen des neuen Jugendkulturzentrums sein. Die glitzernden Zeichen haben einen hohen Wiedererkennungswert und verweisen mit einem Augenzwinkern auf jugendliche Verhaltensmuster von Nachahmung und Abgrenzung, die der Identitätsfindung dienen.

Tausende von metallisch reflektierenden Pailletten bilden die beiden funkelnden Formen. Der leiseste Windhauch bewegt die kleinen PVC-Plättchen, was einen lebendigen, glitzernden Effekt erzeugt.
 Die Trägerkonstruktion für die glitzernden Zeichen orientiert sich an der Bauweise urbaner Billboardstützen. Sie orientiert sich an der Deckenkonstruktion der Alten Schmiede und verlängert optisch die Architektur des Turms. Die stählerne Trägerkonstruktion und die feingliedrig glitzernde Oberfläche der beiden Embleme stehen in einem spannungsvollen Kontrast.








2013/2008 | Skulptur


Sleeping Tree existiert in verschiedenen Fassungen. Er manifestierte sich zuerst als Eis­skulptur im Park einer herrschaftlichen historischen Villa.Über die Ausstellungsdauer hinweg schmolz die Skulptur und hinterliess einen kreisrunden Teich.

Eine zweite Fassung ist aus schwarzem Epoxydharz, halbnaturalistisch, halb ausserirdisch. Der lebensgrosse Baum, der gleichsam durch sich selbst hindurch in die Erde hinunterwächst – «halb Baumstrunk, halb Vulkankrater» (Claudia Spinelli) – war in unterschiedlichen Outdoor-Settings zu sehen. Eine Fassung als Bronzeplastik, eingebettet in eine bepflanzte Umgebung, ist in Planung.

Ausstellungen
2021 Vorüber_Gehend Idylle und Künstlichkeit
2013 100 Jahre Meret Oppenheim, Park beim St. Alban-Tor, Basel
2013 Froh Ussicht, Samstagern
2008 Glänz, Kulturförderpreis der Alexander Clavel-Stiftung, Villa Wenkenhof, Riehen/Basel
2012 | Mehrkanal-Videoinstallation mit Ton


«An der Kreuzung vor der Stadt stehen Kühe, glotzen auf das leere Trassee. Ein paar Autos ziehen auf der Parallelstrasse vorbei.Da, plötzlich, endlich, kommt die blau-weisse Diesellock samt ihrer sechs Waggons angestampft und zieht in einer langen Linkskurve am Betrachter vorbei. Die Kühe blicken auf.Wie überall auf der Welt betreiben sie ihr ‹Trainspotting› – diesen aus viel Zeit und mangelnden Reizen geborenen Sport. Sonja Feldmeier versetzt uns genau in diese Lage. Wir sind aufnahmebereit; als ob wir dafür die Musse hätten. Ein weiterer Schnitt. Wir sind im Zug, ganz vorne beim Lokführer und gehen mit der Kamera durch die Abteile, begleiten die Passagiere im Dämmerzustand des Reisens. Das rhythmische Rattern verselbständigt sich. Draussen stellt der Wärter im Dunkel der Nacht die mechanischen Weichen. Der Zug verschwindet in einem Tunnel. Und der Lokführer wird zum Hüter des Schlafes der Reisenden.» (Juri Steiner)

Ende 2011 hat Sonja Feldmeier während mehreren Wochen im Umkreis einer indischen Eisenbahn aus der britischen Kolonialzeit gefilmt. Auf nur einer Spur bewältigt die Schmalspurbahn den Personenverkehr von Kalka nach Shimla im Himalaya. Die Aufnahmen bilden das Ausgangsmaterial für die Videoinstallation Kalka-Shimla-Diaries. Der minutiös eingehaltene Zeitplan der Zugbetreiber dient als Rahmenhandlung für die fünf synchron projizierten Videos. Die dokumentarische Erzählstruktur ist mit alltäglichen Kleinstgeschichten fiktional verwoben. Sie zeigen zeitgleiche Handlungen an unterschiedlichen Orten und aus verschiedenen Perspektiven.



Ausstellungen
2013 Auswahl 13, Aargauer Kunsthaus, Aarau
2012 Einzelausstellung im Bahnmuseum Albula in Bergün

Text
Juri Steiner, Saaltext (download)

Auszeichnung
Werkbeitrag, Aargauer Kuratorium, 2013
2005 | Video

«Die Videoprojektion Joker zeigt einen schwarzen Strassenverkäufer, der eine automatische Seifenblasen-Pistole in Form eines Mickey-Mouse-Kopfes vorführt.

Aufgenommen in New York handelt es sich um eine durchaus alltägliche Szene, wie man ihr in Grossstädten weltweit begegnen könnte, ohne dass man ihr grosse Aufmerksamkeit schenken würde. In leichter Verlangsamung wiedergegeben, beginnen die Seifenblasen allerdings ein stummes Ballett aufzuführen, gleichsam einen Tanz der Vergänglichkeit, dessen metaphorisches Potential eine raffiniert abgemischte Vertonung heftig konterkariert.» (Konrad Bitterli)



Ausstellungen
2006 Dark Angel, Galerie Hans-Trudel-Haus, Baden
2005 Feedback, o.T. Raum für aktuelle Kunst, Luzern
1999 | Serie von Objekten (Airbrush und Kunstfell)


«Das Ding sieht aus wie ein riesiger Knopf, feuchtglänzend, weich und lappig. Es könnte ein Sexualorgan sein, eine japanische Süssigkeit, ein organischer Edelstein oder ein Schluckding, eingebettet in zerknautschtes fellhaftes Textil.

Als Teilnehmer an Sonja Feldmeiers Fiktionen werde ich in eine Welt hineingebracht, die aus ins Grosse aufgeblasenen Elementen der Makrowelt besteht, kombiniert mit Alltagsgegenständen und -materialien. Letztere sorgen mit ihrer Weichheit und Bequemlichkeit für ein generelles Wohlbefinden im Environment. Dagegen sind die Bildobjekte ambivalent, eine Mischung aus Verlockung und Gefahr.» (Daniel Meier)

«Mit Fern- und Nahsicht spielt die raumfüllende Arbeit Darlingtonia. Aus Distanz gesehen, erscheinen die mit Kunstfell bezogenen Skulpturelemente wie ein in den Raum wuchernder Organismus. Tief in den Stoffkörpern befinden sich mit Airbrush bearbeitete Polyesterelemente, deren Motive beim Nähertreten eine eigene Faszination entwickeln. Obwohl in hyperrealistischer Manier gearbietet, sind die Ausgangsfiguren – Makroaufnahmen angebissener Früchte – kaum zu erkennen. Die veränderten Grössenverhältnisse, das Fehlen von Kontext und die Dichte visueller Detailinformation schaffen eine interpretationsoffene Bildstruktur. So wie Tiere in die Grubenfalle der gleichnamigen fleischfressenden Pflanze, so gerät der Betrachter in die Assoziationsfalle der Installation Darlingtonia.» (Nina Güllicher)

« Darlingtoniaalso plays with short and long-sightedness. Seen from a distance, the sculptured elements covered with artificial fur seem to be some monstrous living thing growing in the room. On closer inspection, the motifs of the airbrush-treated polyester objects, buried deep inside the fabric bodies, exude a fascination of their own. Despite their hyper-realistic presentation, the actual inspiration and subject of this piece—magnified photographs of bitten fruit—is barely recognizable. The changed size of things, the lack of context and the density of visual detail create a structure which is entirely open to reinterpretation. Viewers resemble animals trapped in the vortex of the eponymous carnivorous plant as they are slung into the jungle of free association named Darlingtonia.» (Nina Güllicher)

Ausstellungen

2001 Swiss Art Awards, Basel
1999 Jahresausstellung, Kunsthaus Aarau
1999 Darlingtonia, poste d’art contemporain, Fribourg
1999 Melted, Horten, Düsseldorf
1999 | Serie von grossformatigen Airbrush-Malereien


«Näher können wir einer Person kaum sein, und doch sind wir unendlich weit entfernt: Zwar erkennen wir alle Adern und Fasern der Iris überdeutlich, schauen weit ins bodenlose Schwarz der Pupille, aber wir sehen das Gegenüber nicht, im Gegenteil. Obgleich Augen ganz bestimmter Personen dargestellt sind, führen die Bilder paradoxerweise fort vom Individuum und münden in die Vorstellung elementarer Energien: Die Strukturen der Iris lassen sich nicht nur als Details eines menschlichen Auges lesen, sondern auch als strömendes Wasser, flackerndes Feuer, magisches Polarlicht oder als Eruptionen der Sonne. (...) Die Person verflüchtigt sich: Beinahe ununterscheidbar fliessen Individuum und Kosmos ineinander. Eine überraschende Metapher für Unendlichkeit – auch nach 15 Jahren noch. » (Markus Stegmann)

Ausstellungen

2013 Lapilli, John Schmid Galerie, Basel
2000 Painterly. The 11th Vilnius Painting Triennial, Contemporary Art Center, Vilnius
1999 Silberfisch, kleines Helmhaus, Zürich
1999 Gisela Bullacher, Sonja Feldmeier, Inge Krause, Bernhard Suhr: Malerei und Fotografie, Kunsthaus Baselland, Muttenz

Text
Markus Stegmann, Kunstbulletin 11/2013 (download)
2000 | Serie von grossformatigen Postern, Bühneninstallation mit gekürzten Stühlen. Die Piezo-Drucke sind autonome Werke, werden aber auch in installativem Zusammenhang mit der Bühne gezeigt.


Phantom 00 entstand in Zusammenarbeit mit Menschen unterschiedlichen Alters, unterschiedlicher Herkunft, kultureller und sozialer Zugehörigkeit. Gesucht wurden Fans, welche aus der Vorstellung das Gesicht ihres Idols beschrieben.

Als Ausgangsmaterial diente ein digitales Fotoarchiv, das die Polizei zur Herstellung von Phantombildern einsetzt. Die Gesichter wurden solange zeichnerisch bearbeitet und modelliert, bis die Beschreibenden mit dem Porträt ihres Vorbildes zufrieden waren.

«Basel artist Sonja Feldmeier’s phantom 00 is a series of large format posters created with an advanced FBI drawing device that renders, step by step, a person’s mental picture of someone else into portrait form. Replacing the eye witness with various individuals from all walks of life, and an FBI staffer with herself, the artist moves an advanced technology normally devoid of artistic functions into the realm of art practice.» (Julie Dreamer)

Ausstellungen

2002 1:1 Wrong Time Wrong Place #4, Espace d’art contemporain (les halles), Porrentruy
2001 Out of Bounds, Luckman Gallery, Los Angeles
2000 Phantom 00, Aargauer Kunsthaus, Aarau
2000, Tiergarten, Berlin



«Mit Hold the Line transponiert die Künstlerin ihre im Innenbereich entwickelte, installative Arbeitsweise auf eine urbane Situation. Nur wenige Meter von einer Telefonzelle entfernt, konstruiert sie eine Bank aus dickgebündelten, bunten Strängen von Telekommunikations- und Datentransport-leitungen. Durch die Offenlegung dieser Materialschlacht wird jede Illusion eines immateriellen Charakters von Datenvermittlung gestört. Der Standort der Bank ist geprägt durch großstädtische Transitstrecken, da hier wichtige Wege des Straßen-, Schienen- und Personenver-kehrs aufeinandertreffen. Das Flüchtige, kaum Faßbare dieser Umgebung wird verstärkt, indem durch die Telefonzellen und eine benachbarten Briefkasten Medientransfers präsent sind. Direkt vor einer Bushaltestelle gelegen, bietet die Bank den dort Wartenden eine Sitzgelegenheit und bildet eine Schnittstelle im urbanen Personen- und Datentransport.» (Nina Güllicher)

Ausstellung
2000 Satellit, Z 2000, Berlin-Pavillon, Berlin
2002/2001 | Videoinstallation


«Das Video zeigt einen Strassenkünstler, der in einer U-Bahn-Passage zu Lautsprechermusik einen bizarren Tanz mit einer lebensgrossen, adrett gekleideten Puppe aufführt.

An den Füssen des Tänzers befestigt, folgt der leblose weibliche Körper jeder seiner Bewegungen; eine Szene irgendwo zwischen unfreiwilliger Komik und brutaler Vergewaltigungsphantasie. Diese tiefschwarze Groteske läuft als Loop auf einem Monitor, der mit zwei Koffern und einem Stück Plastikplane auf einem Gepäckrollwagen montiert ist. Das Ganze abgestellt im öffentlichen Raum, in einer Art Doppelung der Ursprungssituation, die Mütze zum Geldsammeln liegt bereit.» (Sibylle Ryser)



Ausstellungen
2014 Videocity..bs, Foyer Theater Basel
2003 Präsentation im öffentlichen Raum im Rahmen der Regionale: Kunsthalle, Plugin, M54, unternehmen mitte, Basel
2002 one fine day, 34k, Berlin
2004 | Serie von Fotografien

«In Iconoclastic Digestion Systems kommen der Künstlerin ein Hund namens Burned Bacon, die zwei Wildschweine Lord und Esmeralda sowie der weisse Hirsch zu Hilfe, um Hitler, Stalin beziehungsweise den Papst zu Fall zu bringen.

In sichtbarer Angriffslust, rascher Annäherung und zaghafter Prüfung gehen die hungrigen Mitspieler auf die Drahtzieher politischer und kirchlicher Macht in ihren Gehegen zu – und werden im fotografischen Augenblick unwissentlich zu ikonoklastischen Mitspielern von Feldmeiers Versuchsanordnung.» (Isabel Zürcher)

«So grotesk, rabenschwarz komisch und makaber hat man Diktatoren, Führer und Ikonen jedweder Couleur bislang noch selten scheitern sehen wie in den Fotoarbeiten Sonja Feldmeiers. Allerlei Gemüse, Obst und Fleischabfälle, Brot und Brötchen, Landjäger und Schweineschnauzen hat die stets konzeptuell arbeitende Schweizer Künstlerin zu kleinen, verblüffende Ähnlichkeit zu ihren Vorbildern aufweisenden Skulpturen arrangiert, nur um sie anschliessend einer hungrigen Meute buchstäblich zum Frass vorzuwerfen. Dass Iconoclastic Digestion Systems, so der ebenso sarkastische wie treffende Titel von Feldmeiers Fotoserie, sich dabei keineswegs auf die symbolische Verfütterung historischer Bösewichter beschränkt, mag empfindsamere Gemüter irritieren, macht aber den eigentlich provokativen Reiz der Arbeiten aus. Denn weit mehr als für Personen interessiert sich die Künstlerin für Glaubenssysteme im weiteren Sinne, für das Verhältnis von Masse und Macht, für Symbole und Ikonen, ihre Identität stiftende Kraft und ihr Ende.» (Christoph Schütte, FAZ)

Ausstellungen

2011 Festival der Tiere, Museum Essl, Klosterneuburg bei Wien
2009 modellhaft, Kunstraum Riehen, Riehen
2006 Il museo insostenibile, Spazio Culturale La Rada, Locarno
2005 Galerie Parisa Kind, Frankfurt
2004 Animal Destinies, Goliath Visual Space, New York
2004 from White to Wild, White Space, Zürich

Werke aus der Serie Iconoclastic Digestion Systems befinden sich in folgenden Sammlungen: Essl Museum Klosterneuburg bei Wien und Sammlung Kunstkredit Basel-Stadt
2006/2004 | Videoinstallation


«Neverending ist eine raffiniert inszenierte Videoinstallation, bei der die Konventionen der Black Box neu interpretiert werden. Die Videokabine ist zum Innenraum eines Warenlifts umgestaltet, auf dessen Rückwand eine sich permanent öffnende und schliessende Lifttüre projiziert wird.

Diese gibt für kurze Momente den Blick frei auf unterschiedlichste Stockwerke, auf ein Fitnesscenter, einen Pianospieler, einen Hort für Haustiere, einen Korridor mit mehreren sich öffnenden Lifttüren, eine Hühnerzucht oder die Kabine eines Grossraumflugzeuges. Im endlosen Loop der Videoarbeit wird die Fiktion einer nicht enden wollenden Architektur vermittelt, einer vertikalen Stadt gewissermassen.» (Konrad Bitterli)


«Neverending verpackt das Leben in 20 Sekunden kurze Videosequenzen und zeigt die Welt als riesengrosse Indoor Mall. Die einzelnen Sektoren wirken selbst dann unnatürlich und artifiziell, wenn sie mit Pflanzen voll gestopft sind. Es geht um Orte, die von Menschenhand geschaffen sind. Nicht Natur zeigt Feldmeier, sondern Situationen, die gesellschaftliche Massstäbe und Hierarchien abbilden: eine Bestandesaufnahme aus dem Bauch der westlichen Welt.» (Claudia Spinelli)




Ausstellungen
2013 Sammlungspräsentation, Museum für Gegenwartskunst Basel
2008 Real Estate, Kunstmuseum Solothurn
2006 Visioni del Paradiso, Istituto Svizzero, Roma
2006 emerging artists 06: Schweiz, Sammlung Essl, Wien
2004/05 Auswahl 04, Aargauer Kunsthaus, Aarau

Die Installation Neverending befindet sich seit 2012 in der Sammlung des Kunstmuseums Basel

Text
Giovanni Carmine, Sammeln, Einordnen und Türe öffnen (download)
Giovanni Carmine, Sammeln, Collect Classify and Open Doors (download)

Auszeichnung
Werkbeitrag Aarau 2013
2007/2017 | 3-Kanal-Videoprojektion


English version in below

«Für die Videoarbeit Personal Army hat Feldmeier aus ihrem Bilderfundus Menschen, die Camouflage in zivil und als modisches Accessoire tragen, aus ihrem ursprünglichen Kontext separiert und zu einer eigenen ‹Armee› rekrutiert, durch die sie selbst als ein langsam zum grotesken Diktator anwachsender Zwerg marschiert.» (Eva Scharrer)

«Drei Jahre lang hat Sonja Feldmeier in vielen Ländern Menschen gefilmt, die Militärkleider tragen. Ihr Vorgehen bezeichnet sie als ‹Rekrutierungsakt›, der die Personen zu Angehörigen ihrer persönlichen Armee machen. Nach der Bildmontage werden sie zu Protagonisten einer Videoarbeit, in der diese Personal Army chaotisch durch unbekannte Städte marschiert. In diesen Szenarien interveniert die Figur eines Zwerges, der sich im Laufe der Zeit in einen Riesen verwandelt. Er bewegt sich in der Menge und versucht, Ordnung zu schaffen – eine undankbare, fast aussichtslose Aufgabe.» (Giovanni Carmine)

«Dass sich eine Künstlerin im Gewand eines Schaubudengenerals präsentiert, kommt einem zunächst reichlich sonderbar vor. Tatsächlich ist das Motiv aber alles andere als beliebig gewählt: Das Rekrutieren der Soldaten ist eine treffende Metapher für den Akt der künstlerischen Aneignung. So gesehen, thematisiert der erzählerische Kontext von Personal Army nichts anderes als Sonja Feldmeiers eigene Strategie. In Gesprächen betont die Künstlerin immer wieder die Bedeutung der künstlerischen Rekontextualisierung ihrer dokumentarischen Videosequenzen: Sonja Feldmeier arbeitet mit sorgfältig und aufwändig produzierten Rahmenhandlungen. Legt man das Motiv der Rekrutierung in Personal Army als ein grundsätzliches Statement zur eigenen Arbeitsweise aus, dann können wir Sonja Feldmeier nicht nur dabei beobachten, wie sie sich mit vorgefundenem Bildmaterial alimentiert, sondern ihr dabei zusehen, wie sie aus Alltag Kunst macht.» (Claudia Spinelli)

“For three years, Sonja Feldmeier filmed people wearing military clothing in many countries. She defines her process as an “act of recruitment” that turns its subjects into members of her own personal army. Once the footage was edited, they became the protagonists of a video project in which this personal army marches chaotically through unknown cities. A dwarf intervenes throughout each scenario as he gradually turns into a giant. He moves among the masses attempting to create order – a thankless, almost hopeless task.” (Giovanni Carmine)



Ausstellung
2017 Voyagevoyage! – Vom Reisen in der Kunst. Kunstmuseum Olten
2007 Lost Call, Ausstellungsraum Klingental, Basel


Text
Claudia Spinelli, Personal Army_Deutsch (download)
Claudia Spinelli, Personal Army_English (download)
2007 | Serie von Art Prints 


Aus Pressefotos aus der Zeit des Irak-Kriegs (2003–2007) werden jegliche Akteure spurlos wegretouchiert. Die unveränderten Bildlegenden bleiben erhalten und weisen auf den ursprünglichen Bildinhalt hin.

«Die in Zeiten weltweiter Migrationsbewegungen häufig zitierte Ausweisung überträgt Sonja Feldmeier in evacuated auf ihr bildnerisches Verfahren. Aus 24 Fotografien, die alle der Berichterstattung aus dem Irakkrieg entstammen, ‹evakuierte› sie die menschlichen Figuren. ‹Bergung eines sterbenden Journalisten durch US-Soldaten›; ‹Anti-Kriegs-Demonstration im kalifornischen Point Reyes›; ‹Irakische Soldaten ergeben sich US-Truppen›: Während die Bildlegenden am Anlass der Aufnahme festhalten, fügen digitale Retouchen den Landschaftsausschnitten geheimnisvolle, ja malerisch anmutende Unschärfen hinzu. Dass die originalen Lambda-Prints als Magazin für Fr. 10.00 erhältlich sind, ist Programm. Es führt sie zurück an den ersten Ort ihrer Rezeption und spitzt die inhaltliche Verschiebung noch einmal zu.» (Isabel Zürcher)

«Die Frage, bis wohin Fotografien Zeugnisse der Realität sind, die sie abbilden, und von welchem Punkt an sie zum Abbild subjektiver Stellungnahmen zu dieser Realität werden, ist nicht leicht zu beantworten. Unbestreitbar hingegen ist, dass die Art der Veröffentlichung für ihre Rezeption eine entscheidende Rolle spielt. Layout, Bildlegenden und Kommentare inszenieren Ereignisse und manipulieren das vermittelte Wissen über die dargestellten Zusammenhänge – was während des Irak-Krieges erstmals und in erstaunlicher Unverfrorenheit öffentlich gezeigt wurde anhand der in die Truppen ‹eingebetteten› Reporter. Das dargebotene Spektakel wird in der Regel als Berichterstattung gesehen, obwohl der Sinn von Spektakeln an sich in der Ablenkung von der Realität liegt. (...)

Abstraktion durch Extraktion – so könnte man den Eingriff, den Sonja Feldmeier an den Aktualitätsbildern vornimmt, auf eine kurze Formel bringen. (...) Die entleerten Kulissen der Evacuated-Bilder appellieren an unseren horror vacui; wir projizieren unsere Vorstellung vom kommentierten Geschehen in die Bilder und sehen uns mit der Tatsache konfrontiert, dass niemand uns die Verantwortung für die eigenen Vorstellungen abnehmen kann. Dafür öffnet sich ein eigener Zugang zur Erkundung des vorgefertigten Produkts, das uns als Realität verkauft worden ist. Uns liegt immer noch ein präpariertes Bild vor, aber eines, das die Möglichkeit zu neuen Erkenntnissen eröffnet.» (Pierre-André Lienhard)

Ausstellungen
2001 Sammlungspräsentation, Museum für Kommunikation, Bern
2006 Evacuated, Seifenfabrik, Basel
2006 Dark Angel, Galerie Hans-Trudel-Haus, Baden
2005 Feedback, o.T. Raum für aktuelle Kunst, Luzern

Eine Serie Evacuated befindet sich in der Sammlung des Museum für Kommunikation Bern.

Text
Pierre-André Lienhard, Bemerkungen zur Bilderserie Evacuated von Sonja Feldmeier (download)
2007/2006 | Videoinstallation in zwei Fassungen (outdoor, 2006 / indoor, 2007)

Skyliner existiert in zwei Fassungen, eine für den Aussenraum, die andere für den Innenraum, in welchen die Betrachtungsperspektive jeweils um 180° gedreht ist.

In der Outdoor-Installation betrachtet man von aussen ins Gehäuse blickend das Video; im Ausstellungsraum befindet sich der Betrachter selbst in einem Bau und sieht aus der Öffnung heraus auf eine raumfüllende Videoprojektion.

«Der Skyliner ist ein fremdartiger Appendix am Felsvorsprung. Er scheint am massiven Gestein, am Fusse des Schlosses, ähnlich einem Raumflugkörper ‹angedockt› zu sein. Im Inneren des Kastens sieht der Betrachter durch die pupillenartige Öffnung hindurch auf einen Fernseher, der ihm leicht abgewandt ist und den mitschauenden Bewohner erahnen lässt. Das laufende Video handelt von der weiten Reise einer Schnecke auf der Weltkugel. Kriechend und mit ihren Fühlern die verschiedenen Länder abtastend, bewegt sie sich stetig und bildet auf ihrem Schneckenhaus modellhaft den abgewanderten Globus nach, in welchen sie sich schliesslich am Nordpol angelangt, erschöpft in ihre eigene Welt zurückzieht.» (Bernd Ruzicska)

«Zuletzt muss der Betrachter durch ein sich immer mehr verdichtendes Gehäuse aus hölzernem Treibgut kriechen, um von dort aus – die Situation erinnert etwas an einen Schützengraben – nach einem Videozoom durchs All eine Schnecke zu beobachten, die zur Musik von Depeche Modes ‹In your Room› langsam ihre schleimige Spur auf einem Globus hinerlässt – und diesen dabei nach und nach selbst absorbiert. [...] Tarnung und Aneigung, Territorialisierung, Kolonialisierung und Globalisierung sind nur einige der Assoziationen, die hier spielerisch visualisiert werden – und letztendlich zur medialen Überfrachtung des tierischen Darstellers führen.» (Eva Scharrer)



Ausstellungen
2007 Lost Call, Ausstellungsraum Klingental, Basel (indoor)
2006 Kunst am Schlossberg Lenzburg, Lenzburg (outdoor)
2006 Kunstkredit Basel-Stadt, Kunsthaus Baselland, Muttenz
2008/2001 | Videoinstallation


«Für Pot Luck (2001) bittet Sonja Feldmeier Fremde, mit ihrem Lieblingsessen die Topografie ihrer Heimat nachzubilden und den Vorgang zu kommentieren.

Das Video zeigt Menschen, die sich gänzlich dieser Aufgabe hingeben – die Erinnerung an ihre Heimat verbindet sich mit der kindlichen Lust am Spiel mit dem Essen. Die Protagonisten bringen ihr er-innertes Heimatbild in einem Akt der Kommunikation in eine äusserliche Form, die sie zum Schluss wieder verinnerlichen, indem sie die Speiselandschaft aufessen. Die humorvollen Sequenzen erzählen mit spielerischer Leichtigkeit von grossen Themen: von Reisen, Migration und Heimat, von der Konstruktion von Erinnerung, Identitätssuche und Selbstfindung, von der Euphorie des Aufbruchs, von Heimweh und Trauer.» (Sibylle Ryser)

«In Pot Luck we see a succession of people who have lost themselves in the task Feldmeier has set them. Asked to ‹play with their food›, the strangers have become surprisingly child-like, free and creative.» (Angela Kingston)



Ausstellungen
2008 Art with Strangers, Turnpike Gallery, Leigh
2006 Re_dis_trans: Voltage of Relocation and Displacement, apexart, New York
2001 Swiss Art Awards, Messe Basel

Auszeichnung
Werkbeitrag, Aargauer Kuratorium, 2011
2007/2008 | Installativer Werkkomplex, bestehend aus: My Way (Toninstallation), Bird Chat (Videoinstallation), Live (Installation), In Your Room (Videoinstallation)


«Sonja Feldmeier hat in der Kunsthalle Sankt Gallen eine Welt eingerichtet, wie nur Traumlandschaften sie hervorbringen. Mit rostigen Deckenstützen lässt die Künstlerin in die Räume einen Wald wachsen.

Das Provisorium des Lebens, das die labyrinthische Stützeninstallation nachzeichnet, pflanzt sich in verschiedenen Nestbildungen fort: ein Schlaflager, Wolldecken überall, ein Tiernest im eingeschlagenen Monitor. Die atmosphärische Wärme gibt den Eindruck von Körpertemperatur in einem geheimen Versteck.

Fetzen von Frank Sinatras ‹My Way› krümeln sich in Karaokemanier aus den ausgebuddelten Wurzelstöcken. Die Gewissheit des richtigen Weges und die Erfahrungen von Zögern und Zweifeln, Experimentieren und Irren stecken einen spannungsvollen Rahmen ab.

Wie pilzige Auswüchse sind im Gestänge Monitore montiert und eine Satellitenschüssel. Menschen kommunizieren mit Kurznachrichten über ihre Einsamkeit hinweg. Gleichzeitig geschützt und weggesperrt, ist an der Rückwand einer bühnenartigen Absperrung ein Videoclip projiziert, der scheinbar unvereinbare Pole zusammenbringt. Eine Frau, samt Schlagzeug und bis auf die Augen in eine Burka gehüllt, haut nach anfänglich ruhigen Bildpartien einen durchzuckenden Rhythmus auf die Trommeln (Komposition: Pia Vonarburg). Ost und West, Unterdrückung und Selbstbestimmung finden auf traumwandlerische Art und in visionärer Wertfreiheit zueinander.

Sonja Feldmeier sammelt im kollektiven Bildarchiv des Weltgeschehens und fügt die aus dem jeweiligen Kontext isolierten Fundstücke zu neuen Geschichten zusammen. Zeichen und Hinweise verdichten sich in Inhale Exhale zu komplexen Metaphern und starken Bildern von Identitäts- und Machtkonstruktion.» (Ursula Badrutt Schoch)

«Sonja Feldmeier baut mit ‹Inhale Exhale› einen verschachtelten Komplex auf, der aus einem Assoziationsfeld – in Form eines metaphorischen Waldes – und mehreren autonomen Arbeiten besteht. Der installative Kontext erlaubt dem Besucher, lose Beziehungen zwischen den Arbeiten zu knüpfen und sie auch wieder zu kappen. Mit ihrem Vorgehen spielt die Künstlerin auf kommunikative Prozesse an, die wegen ihrer offenen und stets individuellen Struktur nie linear verlaufen, sondern über Windungen und Biegungen und an Abgründen vorbei zur Herausbildung von Identitäten und Rollenbildern beitragen. Entgegen weitläufigen Meinungen zeigt Sonja Feldmeier, dass Identitäten und Rollenbilder zwar äusserlich stabile Formen haben mögen, dass ihr inhaltlicher Kern aber stets veränderbar und neu formbar ist.» (Stefan Wagner)

Ausstellung

2007 Inhale Exhale, Kunsthalle Sankt Gallen, St. Gallen

siehe auch In Your Room

Text
Stefan Wagner, Eingenistet (download)
Stefan Wagner, Embedded (download)